Texte aus der Festschrift zum 50. Jubiläum der Skizunft Besigheim im Jahr 1999

Gründung der Skizunft

Nachdem sich die Besigheimer Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins nach dem 2. Weltkrieg wieder belebt hatte, strebte ihr Vertrauensmann Walter Lindenmayer an, die Mitgliederzahl des Vereins zu erhöhen und gründete mit interessierten Mitgliedern und anderen Skisportbegeisterten die Skizunft Besigheim als selbstständige Abteilung innerhalb der Ortsgruppe.
Lange galt das Jahr 1948 als Gründungsjahr der Skizunft, hatten doch die Mitglieder 1958 ein zehnjähriges Jubiläum gefeiert. In den wenigen aus der Gründerzeit vorhandenen Unterlagen gibt es ein mit Schreibmaschine geschriebenes Protokoll, in dem nachträglich an freigelassenem Platz als Gründungszeitpunkt November 1948 eingetragen wurde. Vermutlich wurde es erst einige Jahre später in Erinnerung der Gründung geschrieben.
Als das 50-jährige Jubiläum immer näher kam, wurden mit Erfolg Nachforschungen in den alten Ausgaben des Neckar- & Enzboten und den noch vorhandenen Unterlagen beim Schwäbischen Albverein angestellt, um über das Gründungsjahr Gewissheit zu bekommen.
Das erste Lebenszeichen der Skizunft war ein Artikel im Neckar- und Enzboten am 10. Dezember 1949. Unter der Überschrift „Skisportler herhören!“ wurde bekannt gegeben, dass die Ortsgruppe Besigheim des Schwäbischen Albvereins beabsichtigt, innerhalb ihrer Organisation eine besondere   S k i g r u p p e   aufzustellen. Kurz darauf, am 12. Dezember 1949, lud Walter Lindenmayer mittels einer Zeitungsanzeige zu einer Gründungsversammlung am 14. Dezember 1949 in das Gasthaus zum Wartturm ein. 

Im Protokoll dieser Versammlung sind als Teilnehmer die Herren Lindenmayer, Scheurenbrand, Schelling, Thumm, Hörer, Rippmann, Fötschel und Katzenwadel genannt. Tagesordnungspunkte waren:
1. Wie weit besteht Interesse eine Skizunft zu gründen?
2. Soll die Skizunft als selbstständiger Verein oder im Anschluss an irgend einen Verein gegründet werden?
3. Wie hoch ist der Beitrag zu entrichten? 

Als Ergebnis berichtet das Protokoll Folgendes:
„Walter Lindenmayer eröffnete die Zusammenkunft und erläutert seinen Aufruf. Über Punkt eins waren sich alle im Klaren und jeder freute sich daran. Dagegen traten über Punkt 2 verschiedene Meinungen auf. Von Seiten des Schwäbischen Albvereins wurde der Vorschlag gemacht, die Skizunft an diesen Verein anzuschließen. Da der Schwäbische Albverein im Verband sämtlicher deutschen Wander- und Gebirgsvereine zusammengeschlossen ist (außer dem Alpenverein), besteht somit in diesem Verband die Möglichkeit, die Hütten all dieser Vereine als Mitglied des Albvereins zu benützen. Daraufhin wurde diesem Vorschlag zugestimmt und die Skizunft Besigheim als Untergruppe der Schwäbischen Albvereins aus der Taufe gehoben. Ski Heil!
Der Beitrag wurde je Mitglied monatlich auf DM 1.- festgesetzt.“ 

Das Datum bestätigt sich auch durch einen Brief, den Walter Lindenmayer am 16.2.1950 an die Geschäftsstelle des Schwäbischen Albvereins schrieb, in dem er unter anderem auch berichtet, dass er am 14. Dezember 1949 eine Gründungsversammlung für eine Skiabteilung einberufen habe. Er berichtete weiter, dass Anfang Januar dann schon der erste Zunftabend und am 22.1. 1950 die erste Skiausfahrt nach Freudenstadt zum Ruhestein mit 27 Teilnehmern stattgefunden haben.

Die Aktivitäten der Skizunft im Jahre 1950 waren offensichtlich noch nicht in einem Programm dargelegt. Es findet sich im Wanderplan der Albvereinsortsgruppe lediglich der Hinweis, dass die Fahrten der angegliederten Skiabteilung jeweils im Kästchen am Steinbachbrückle gegenüber der Trikotfabrik (Mattes & Lutz) angeschlagen werden. Entsprechend den Berichten im Neckar- & Enzboten wurden dann im Januar und im März 1950 weitere Ausfahrten in den Schwarzwald unternommen. Bei letzterer waren bereits 60 Personen dabei. Sicherlich war dies auch ein Zeichen dafür, dass die Leute nach den entbehrungsreichen Kriegszeiten wieder etwas unternehmen und erleben wollten.

In der Folgezeit wurde dann eine Satzung für die Mitglieder der Ski-Abteilung als Ergänzung der Albvereinssatzung ausgearbeitet, die am 1. Mai 1952 in Kraft trat.
Die neu gegründete Abteilung entwickelte sich im Lauf der Jahre sehr gut, was sich an den steigenden Mitgliederzahlen zeigte - 1954 waren es schon 77 Mitglieder.
Die Winter in den 50er, 60er und 70er-Jahren waren, im Gegensatz zu den heutigen, viel schneereicher, so dass auch das uns umgebende Bergland Gelegenheit zum Skilaufen bot. Es wurden Ausfahrten angeboten in den Mainhardter Wald und die Löwensteiner Berge, zur Schwäbischen Alb aber auch ins Allgäu und nach Tirol. Auch Skikurse wurden schon erteilt.
Wöchentlich traf sich die Skizunft in den Wintermonaten freitags im Vereinslokal Gasthof Röser am Bahnhof zum Zunftabend. Auch von anderen geselligen Veranstaltungen wird berichtet. So veranstaltete man Kegelabende und Faschingsbälle und besuchte gemeinsam Feste.
Walter Lindenmayer führte die Skiabteilung bis 1966, lediglich unterbrochen 1952, als H. Wunderlich und 1958, als H. Wengerter den Verein führten. 1967 wurde Jörg Hecklinger als 1. Vorsitzender gewählt, dem 1973 Wolfgang Joos folgte. Dieser führte 1979 den Verein in die „Selbstständigkeit“.

Skizunft wird eingetragener Verein

 Bereits 1973 findet sich in Sitzungsprotokollen das Thema „Austritt aus dem Schwäbischen Albverein“. Ende der 70-iger Jahre wurde dann das Thema erneut aufgeworfen: „Die Skizunft solle doch ein selbstständiger Verein werden“. Viele der aktiven Mitglieder hatten keine Bindung zum Schwäbischen Albverein, dem sie zwangsläufig beitreten mussten. Am 24. Oktober 1978 richtete der damalige Vereinsausschuss ein Rundschreiben an die Mitglieder. In diesem wurde mitgeteilt, dass der Schwäbische Albverein wieder höhere Beiträge von seinen Ortsgruppen erheben würde. Konsequenz für die Skizünftler wäre
a) entweder die Erhöhung der Vereinsbeiträge, oder
b) eine Trennung vom Schwäbischen Albverein bei weiterhin dem selben Vereinsbeitrag.
Außerdem wurden auch die Vor- und Nachteile aufgelistet. So würde unter anderem auch die gern genutzte Hütte auf dem Juxkopf nicht mehr zur Verfügung stehen. Letztlich sollte das Ganze dann bei der Hauptversammlung am 10. November 1978 diskutiert werden.

In dieser Hauptversammlung war die Mehrheit für einen eigenständigen Verein und in einer geheimen Wahl stimmten 34 Mitglieder für eine Trennung und erklärten gleichzeitig ihre Beitrittsabsicht.
Am 2. Februar 1979 trafen sich dann 9 Mitglieder zur Gründungsversammlung des neuen Vereins und wählten die bisherigen Amtsinhaber, Wolfgang Joos als 1. Vorsitzender, Dieter Baumgärtner als sein Stellvertreter, Iris Nestrasil als Kassiererin und Elke Hommola als Schriftführerin zum neuen Vereinsvorstand. In den nächsten Sitzungen wurde dann die Satzung ausgearbeitet und dem Amtsgericht Besigheim zum Eintrag ins Vereinsregister eingereicht. Die Eintragung erfolgte am 7. Mai 1979.
In der ersten Hauptversammlung der neuen Skizunft, am 5. Oktober 1979, wurde Wolf-Peter Stark als 1. Vorsitzender gewählt.

Es folgten arbeitsreiche Monate. Ein neues Vereinszeichen musste gefunden werden, Ausweise, Stempel, Skimützen mit Skizunft-Schriftzug (die man selbst heute noch auf den Köpfen der Mitglieder sieht) und vieles mehr war für den neuen Verein zu beschaffen. Gleichzeitig konnten sich die Mitgliederzugänge sehen lassen. So hatte die Skizunft 1981, zwei Jahre nach der Neugründung, schon über 200 Mitglieder. Die Begeisterung war groß, die Skigymnastik-Abende und Ausfahrten hatten guten Zulauf und die Zunftabende nach der Gymnastik dauerten oft bis weit nach Mitternacht.
1983 stellt W.-P. Stark sein Amt zur Verfügung und Werner Eberle, der heute noch der Skizunft vorsteht, wurde als sein Nachfolger gewählt. Die Mitgliederzahl stieg auf über 400 und hält sich seit Jahren nahezu konstant, wobei zirka ein Viertel Kinder und Jugendliche sind.


Impressum - Home

© Skizunft Besigheim e.V.